Es war einmal...

....ein kleines Häuflein Idealisten, unter ihnen die Herren Heinz Gora und Karl - Heinz Ruff, die im Auftrag des Sportvereins im Jahre 1954 den “Maulkorb”, ein Theaterstück von Heinrich Spoerl einstudierten und aufführten. Aus dieser Spielschar entstand im Jahre 1955 die Kulturgemeinschaft, welche es sich zur Aufgabe machte, die Wiesenbacher Dorfgemeinschaft mit Leben zu erfüllen, sich als Träger von Kultur zu erweisen und die Pflege von heimatlichen Bräuchen zu wahren, als notwendige Stütze für ein gesundes und waches Dorfleben. Der Bevölkerung stellte sich die Gruppe erstmals am 24. Juni 1955 als “Kulturgemeinschaft Wiesenbach” bei einem von ihnen organisierten “Bunten Abend” vor.
Karl-Heinz Ruff und Heinz Gora gelten heute als die “Urväter” der Gemeinschaft.
Auch an die Gründungsmitglieder, die ohne Ausnahme bis heute dem Verein treu geblieben sind geht von hier ein Danke schön.
Unter Leitung der Kulturgemeinschaft fand dann im gleichen Jahr der erste Kerweumzug mit dem Ritter von Kyburg statt und man wagte sich an eine schwere Aufgabe: “Jedermann” von Hugo von JedermannHofmannsthal sollte aufgeführt werden.
An Pfingsten 1956, angekündigt als Wiesenbacher “Pfingstfestspiele”, wurde bei der Erstaufführung das Ausmaß dieser Gemeinschaftsleistung offenbar. Unvergessen in ihren Auftritten damals Karl-Heinz Ruff und Heinz Gora, der auch Regie führte, Karl Nauß, Luise Rupp, Heinz Bruder, Liliane Fischer, Else Schäfer, Werner Zimmermann und viele andere. 15mal wurde “Jedermann” mit großem Erfolg in zahlreichen Orten aufgeführt.
Als am 20.05.1959 eine Hochwasserkatastrophe die Schwarzwaldgemeinde Schramberg verwüstete, bot sich die Kulturgemeinschaft spontan an, zu helfen. Zweimal wurde “Jedermann” zu Gunsten der Hoch- wassergeschädigten aufgeführt und ein stattlicher Betrag von DM 5.000,-- eingespielt.

Weitbekannt waren die Maskenbälle der Kulturgemeinschaft, so dass die Wiesenbacher Festhalle aus allen Nähten zu platzen drohte, um all das närrische Volk fassen zu können.
Wer erinnert sich nicht an die Schramberger Stadtkapelle und die Schramberger “Hansels” mit Ihrem zünftigen Hanseltanz, die aus Freundschaft und Dankbarkeit die Schwarzwälder Fasnet nach Wiesenbach brachten. Man sah viele entzückende und phantasievolle Masken und manch politische Prominenz, die zu den Maskenbällen nach Wiesenbach kam, konnte sich nicht verkneifen, “Wiesenbacher Helau” zurufen. Später kam zu den alljährlichen Maskenbällen noch ein Fastnachtsumzug hinzu.

Inder Folgezeit erwies sich die Kulturgemeinschaft in vielfacher Hinsicht als Träger örtlichen und heimatlichen Brauchtums. Neben der Durchführung und Organisation der “Kerweumzüge” kamen die Sommertagsumzüge, die Kinderfastnacht und dann die St. Martinsumzüge hinzu.

Das Freizeitangebot in Wiesenbach wurde im Jahre 1965 von der Kulturgemeinschaft wesentlich erweitert, in dem man aus einer Tanz- und Gymnastikgruppe heraus, junge Mädchen zu einer Biedermeiergruppe zusammenbrachte, die in hübschen blauen Biedermeierkleidern zahlreiche festliche Veranstaltungen innerhalb und außerhalb der Gemeinde umrahmten und mitgestalteten. Leiterin der Gruppe war Maria Wolf. Im gleichen Jahr wurde das männliche Gegenstück, die Bürgerwehr gegründet, die in historischen Uniformen von nun an das Vereinsleben in Wiesenbach bereicherte. Beide Gruppen fanden schnell bei vielen auswärtigen Veranstaltungen neue Freunde, aber auch in Wiesenbach waren sie bei den örtlichen Vereinen und Organisationen gern gesehene Gäste und Helfer. So waren die Biedermeiermädchen bei der Schulhauseinweihung am 20./21. Mai 1967 als Bedienungen und die Bürgerwehr als Verkehrsregler und zur Parkplatzwache eingeteilt. Sie standen Spalier bei den Einweihungsfeierlichkeiten des Römerbrunnens und manch ein Verein griff gerne auf die Biedermeiermädchen als Festdamen zurück.

Unvergessen bleibt den Wiesenbachern die Kommandantentagung der badisch-hessischen Bürgerwehren und Milizen in Wiesenbach am 9./10. September 1967. Höhepunkt war der Große Zapfenstreich am Abend. Der Festzug am folgenden Tag, mit den bunten Uniformen und Trachten, war eine Augenweide.
In einer Großaktion waren von der Bundeswehr Feldbetten beschafft worden, um den zahlreichen Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten, zusätzlich stellten viele Wiesenbacher Familien Quartiere zur Verfügung.

In Zusammenarbeit mit der Neckargemünder Karnevalsgesellschaft fand am 30. April 1968 der erste Tanz in den Mai statt. Höhepunkt war die Wahl der Maikönigin. Die Maitanzveranstaltungen wurden bis zum heutigen Tag beibehalten, wenn auch in einem kleineren Rahmen.

Der erste Manöverball am 5. Oktober 1968 stand unter dem Motto “Getanzt wird bis morgen früh um Acht”, viele Tanzlustige kamen und viele Manöverbälle folgten.

Glanzvoll war die 1200 Jahrfeier mit Heimattag in Wiesenbach, die zusammen mit der Gemeindeverwaltung, den örtlichen Vereinen und der gesamten Wiesenbacher Bevölkerung ausgerichtet wurde. Höhepunkt war neben dem Festabend zweifelsfrei der historische Umzug, der an Farbenpracht und Originalität nichts zu wünschen übrig ließ. Auch die Wiesenbacher Bürgerwehr und Biedermeiergruppe nahm daran teil. Außerdem konnte die Brettener Bürgerwehr mit Spielmannszug und der Fanfarenzug Mühlhausen von der Kulturgemeinschaft für diesen farbenprächtigen Festzug verpflichtet werden.

Nur ein Aprilscherz war die Besetzung der Burg Dilsberg am 1. April 1971 durch die Wiesenbacher Bürgerwehr unter dem Kommando von Bürgermeister Karolus sowie die Verhaftung des Dilsberger Bürgermeister Waibel. Man zog erst wieder ab, nachdem der Dilsberger Bürgermeister den Durst der Wiesenbacher Bürgerwehr gelöscht hatte.

Beschlossen wurde am 18.01.74 die Gründung einer neuen Abteilung: der Spielmannszug wurde ins Leben gerufen. Als Stabsführer und Tambourmajor übernahm Edmund Heitzmann die Leitung. Erfreulicherweise meldeten sich noch während der Gründungsversammlung 12 Jugendliche, um beim Spielmannszug mitzuwirken. Sein Debüt gab der Spielmannszug zu den Feierlichkeiten des 20jährigen Bestehens der Kulturgemeinschaft vom 19. bis 21. September 1975.
Umgegründet wurde er 1981 in einen Fanfarenzug, der sich dann leider von der Kulturgemeinschaft trennte und ein eigenständiger Verein wurde.

Positive Resonanz brachte auch die Ausstellung “Kreatives Wiesenbach”, die mit einem Malwettbewerb mit dem Motto “Wiesenbach - Meine Heimat”, für Jugendliche verbunden war. Organisiert von Wolfram Hofner zeigten über zwanzig Hobbykünstler Ölgemälde, Aquarelle, Federzeichnungen, Holzschnitzarbeiten und Bauernmalereien. Die Palette der Ausstellungsstücke hatte ein beachtliches Niveau und auch die Arbeiten des Malwettbewerbs konnten vor den Fachleuten der Jury bestehen.

Unter Mitwirkung der örtlichen Vereine und befreundeten auswärtigen Gruppen feierte die Kulturgemeinschaft Wiesenbach am 29. Mai 1981 ihr 25jähriges Bestehen und begeisterte aufgrund des umfangreichen Programms die Zuschauer, der bis zum letzten Platz gefüllten Mehrzweckhalle. Stolz konnte die Jubilarin auf die Geschichte und die Aktivitäten zurückblicken.

Viele Feiern und Feierlichkeiten, Umzüge, Ausmärsche, Schießwettbewerbe, wobei einmal einer unserer Bürgerwehrsoldaten die Ehrenscheibe erwarb, sowie innerörtliche Veranstaltungen wie Fußballortsmeisterschaften usw. gab es in all den Jahren und man gewann viele Freunde. Aber auch in der Kulturgemeinschaft war nicht immer allen zum Feiern zumute.

Alte Idealisten wurden müde. Sie fragten nach der Zukunft und bekamen nur ein Schulterzucken anstatt einer Antwort.
Neue Vereinsvorstände kamen und gingen und plötzlich war nichts mehr. Zwei treue Vorstandsmitglieder, Frau Monika Mantel als Schriftführerin und Herr Kurt Ebinger als Kassier, versuchten, das sinkende Vereinsschiffe vor dem Untergehen zu retten. Mit einer neuen Vorstandschaft sollte es wieder flottgemacht werden:
1. Vorsitzender wurde Christian Lange, der mit altbewährten Mitgliedern wie dem 2. Vorsitzenden Franz - Josef Leibfried, Schriftführerin Monika Mantel, Kassier Kurt Ebinger und den wieder aktivierten Beisitzern Frau Maria Wolf und Herrn Karl Nauß neuen Wind in die Kulturgemeinschaft bringen sollte.

Neue Ideen kamen, alte Traditionen wurden fortgeführt. So kam es zum z.B. zu einem Volksski-Langlauf in Wiesenbach. Beim Spuren der Loipe, von der Gemeinde unterstützt, veranstaltete die Kulturgemeinschaft am 13. Januar 1985 den 1. Volksski-Langlauf, nachdem Herr Bürgermeister Kaiser sonntags in der Früh dazu den Startschuss gab. Über 200 Langläufer absolvierten eine kürzere oder längere Strecke und stärkten sich anschließend bei Glühwein und heißer Wurst.

Viele Veranstaltungen, sei es der Kinderfasching, der Sommertagsumzug, der Tanz in den Mai, das Grillfest am 1. Mai, der Manöverball, der St. Martinsumzug usw. wurden ausgebaut und verschönert.
Mit neuen Vorstandsmitgliedern kamen neue Ideen, so die Jugendfreizeit, die Märchenstunde, die Martinsgansverlosung, die Aufführung der Martinsgeschichte, der Kinder- und Jugendchor oder das Ferienprogramm.
Wobei natürlich die eine oder andere Aktivität wieder verschwunden ist oder zugunsten einer anderen weichen musste. Erwähnt sei hier der Internationale Folkloreabend aus dem die Verbindungen nach Smiltene/Lettland und Deszk/Ungarn entstanden sind, an seiner Stelle wird jetzt das Most- und Weinfest jährlich im Oktober veranstaltet.
Anlässlich unseres 40 jährigen Vereinsjubiläums 1995 konnten wir viele von unseren Gründungsmitgliedern zu Ehrenmitgliedern ernennen. Leider sind auch von denen mittlerweile einige verstorben.

Der nächste Meilenstein war der Auf-, Um- und Ausbau des Vereinsheimes. Die Gemeinde stellte den Platz neben der Biddersbachhalle zur Verfügung. Die Aktiven und einige passive Mitglieder verbrachten unzählige Stunden damit das Gebäude, welches zum Preis von DM 1,00, erworben wurde zu dem zu machen, was es heute ist, nämlich ein schmuckes Vereinsheim, das zu Versammlungen, sonstigen Treffen oder Feiern dient. Trotz des niedrigen Anschaffungspreises war das Vorhaben ein nicht unerheblicher finanzieller Kraftaufwand, der sich allerdings gelohnt hat.